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St.Sebastianus
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SEBASTIANUS,
nach der Passio S. Sebastiani ein Märtyrer
in der Zeit der Tetrarchie unter den Kaisern Diokletian
und Maximian (284 bzw. 286-305 n. Chr.), der während
der Christenverfolgung in den Jahren 303-305 in
Rom den Tod gefunden haben soll. Er sei Offizier
in der kaiserlichen Leibgarde gewesen, habe dem
Opfergebot für die traditionellen Staatsgötter
keine Folge geleistet und außerdem viele Glaubensgenossen
unterstützt. Daraufhin sei er zum Tode verurteilt
und von Bogenschützen mit zahlreichen Pfeilen
angeschossen worden (diese Szene wurde in der christlichen
Kunst seit dem Hochmittelalter vielfach dargestellt)
Dennoch
dem Tode entronnen und von einer christlichen Witwe
namens Irene gesundgepflegt, habe er den Kaisern
in der Öffentlichkeit Vorwürfe wegen ihrer
Religionspolitik gemacht und sei deshalb zu Tode
geknüppelt worden. Sein Grab habe er in einem
coemeterium in catacumbas an der Via Appia gefunden.
In
der katholischen Kirche wird der früher sehr
populäre S. als einer der Schutzheiligen gegen
Seuchen (eine Epidemie in Rom soll im Jahre 680
nach einer Prozession mit seinen Reliquien abgeflaut
sein) und als Patron der Schützen sowie anderer
Berufe am genannten Tage verehrt. Darüberhinaus
wird er als dritter Patron der Stadt Rom gefeiert.
Die Beliebtheit seines Kultes äußert
sich vor allem in den vielen bildlichen Darstellungen:
Sie zeigen ihn seit frühchristlicher Zeit meist
als bärtigen Mann mit Gewand (in einem aus
dem 7. Jahrh. stammenden Mosaik aus Konstantinopel
in der römischen Kirche S. Pietro in Vincoli
sogar in spätrömischer Offizierstracht).
Seit dem Mittelalter aber wurde S. als nackter Jüngling
meist bei seinem ersten Martyrium oder mit seinem
typischen Attribut eines oder mehrerer Pfeile, vielfach
im Bildtyp der »Sacra Conversazione«
mit der Madonna mit Kind und anderen Heiligen zusammen,
dargestellt.
(Auszug
aus dem Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Band IX 1995)
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Die
Gründung:
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Unter
den Zweifaller Ortsvereinen ist die "Schützerei"
eindeutig und mit Abstand der älteste. Sie wurde
im Jahre 1824 als Schützengesellschaft ins Leben
gerufen. Die Gründung war eine frühe ökumenische
Tat. Von Anfang an stand allen ehrbaren Zweifaller
Bürgern beider Konfessionen der Beitritt in die
Schützengesellschaft offen. Man darf sogar annehmen,
daß die Gründung ganz bewußt dem
zeitweise gestörten konfessionellen Frieden am
Orte dienen sollte. Darauf deutet auch der Text eines
der ersten Schilder der Königskette hin, eines
Widmungsschildes der Brüder Reidt, mit der Inschrift:
"Die
Gebrüder Mathias und Johann Reidt von Junkershammer
schenkten dieses Schild den beiden Confessionen
der Gemeinde Zweifall im Jahre 1824".
Zwei
Jahre später stiftete Mathias Reidt für
die Königskette ein weiteres Schild. Die Inschrift
lautete ähnlich:
"Der
Herr Mathias Reidt von Junkershammer schenkte dieses
Schild den beiden Confessionen der Gemeinde Zweifall
1826".
An
den Vorbereitungen der Gründung wirkte der
Eisenfabrikant und damalige Bürgermeister von
Zweifall Jeremias Hoesch auf Junkershammer, der
vier Jahre zuvor schon bei der Entstehung der Schützengesellschaft
im benachbarten Vicht Pate gestanden hatte, maßgeblich
mit.
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Der
Schützenkönig: |
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Wer
den Vogel mit glücklichem Schuß herunterholte
oder auf wessen Namen nach der Liste der Vogel von
einem anderen abgeschossen wurde, der war für
ein ganzes Jahr Schützenkönig. Er war
bei allen öffentlichen Veranstaltungen der
Gesellschaft der Repräsentant, dem alle Ehre
angetan wurde. Neben der Ehre aber gab es auch klingenden
Lohn als Ehrengabe zur Bestreitung der ihm obliegenden
Verpflichtungen. Und das ist bis heute geblieben,
wenn sich auch die Art des Vogelschießens
inzwischen geändert hat und die eine oder andere
Verpflichtung entfallen ist. 1844 sind die Verpflichtungen
des Schützenkönigs wie folgt zusammengefaßt:
-
Der Schützenkönig muß ein Schild
kaufen, das wenigstens 1 ½ Taler kostet;
- er
muß am Rochusfeste sonntags und montags
den gehörigen Auftritt machen;
-
er muß den Beamten Handschuhe, Feder und
Schärpe stellen;
- alle
Schützen sind gehalten, den König an
den gemeldeten Tagen im Aufzug zu begleiten und
eine Schärpe zu tragen. Strafe 10 Silbergroschen
für jeden Tag;
- der
König ist gehalten, einen sicheren Bürgen
zu stellen, widrigenfalls den Beamten freisteht,
den Silberschmuck an sich zu nehmen;
- der
König darf keine anderen Minister nehmen
als aus der Gesellschaft.
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Der
Silberschmuck: |
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Als
Abzeichen seiner königlichen Würde trägt
der König bei allen festlichen Veranstaltungen
in der Öffentlichkeit auf Brust und Schultern
den Silberschmuck der Gesellschaft, die große
Kette. Sie besteht aus Silbervogel, Widmungs-und
Königsschildern. Bei Veranstaltungen kleinerer
Art trägt er in der Regel nur die kleine Kette,
das eigene Königsschild.
Der
silberne Vogel stammt aus dem Gründungsjahr
1824. Im Schnabel trägt er das kleine Königsschild
des Jacob Emonds von 1833, einen Halbmund mit dessen
Namen.
Zum
großen Königssilber gehören folgende
Widmungsschilder:
Schild
mit dem Bild des hl. Sebastianus (1824)
Schild
mit dem Bild des Pfarrpatrons St. Rochus (1824)
Schild
mit dem Bild der Gottesmutter und der Inschrift:
GESCHENK
DURCH HEINRICH FRINGS ZU ZWEIFALL 1824
Schild
mit der Widmung:
Die
Gebrüder Mathias und Johann Reidt von Junkershammer
schenkte dieses Schild den beiden Confessionen der
Gemeinde Zweifall im Jahre 1824
Schild
mit der Widmung:
Der
Herr Mathias Reidt von Junkershammer schenkte dieses
Schild den beiden Confessionen der Gemeinde Zweifall
1826
Schild
mit Widmung:
Zur
fünzigjährigen ununterbrochenen Mitgliedschaft
der St.-Sebastianus-Schützengesellschaft Zweifall
gewidmet von Heinrich Joch und dessen Ehefrau Anna
Maria geb. Nelles 1912
Schild
mit der Inschrift
GESCHENK
DER SCHÜTZENGESELLSCHAFTIN ZWEIFALL 1862
Schild
mit der Widmung:
Aus
Anlaß des 125 jährigen Bestehens der
St.-Sebastianus Schützenbruderschaft August
1949 gewidmet von der Gemeinde Zweifall.
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Das
Schützenfest |
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Das Hauptfest des Dorfes, das Schützenfest,
war seit Bestehen der Schützengesellschaft
stets der Rochuskirmes verbunden. 1867 verlegte
man das Königsvogelschießen versuchsweise
auf den Pfingsstmontag, doch wurde schon nach kurzer
Zeit die frühere Regelung wieder eingeführt.
Am Kirmessonntag und montag hatte die Gesellschaft
geschlossenen Kirchgang; mittags veranstaltete sie
einen Festzug durch den Ort. Anschließend
begann das Vogelschießen. Lange Zeit wurde
nur der Königsvogel geschossen, später
außerdem ein Medaillienvogel und ein Geldvogel.
Seit Ende des ersten Weltkrieges ist das Schützenfest
um einige Tage verlängert. Es beginnt seither
mit dem Zapfenstreich am Samstagabend und endet
mit Hahnköpfen und Hahnenball am Mittwochabend.
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Ehrenwache
der Königin der Belgier:
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Am
5. September 1880, einem Sonntag, erhielt Zweifall
zu später Stunde hohen Besuch. Die belgische
Königin Marie übernachtete in dem kleinen
Eifelort. Die Königin weilte einige Wochen
in Aachen zur Kur und machte bei dieser Gelegenheit
öfters Ausflüge in die Umgebung. So fuhr
sie auch am 5. September, von einer Hofdame und
zwei Dienern begleitet, in einer vierspännigen
Kalesche von Aachen über Kornelimünster
und Roetgen nach Nideggen. Aber noch ehe die Königin
ihr Reiseziel erreichte, entlud sich über dem
Rurtal ein schweres Gewitter, und völlig durchnäßt
fuhr die Reisegesell-schaft mit dem königlichen
Gefährt durch das Tor der Bergfeste. In einem
kleinen Laden tauschte die Königin ihr regennasses
Kleid mit einem neu erstandenen Kostüm und
verließ nach kurzer Besichtigung der Burgruine
in aller Eile wieder die Bergfeste, um den Heimweg
anzutreten.
Zwar
schien bei der Talfahrt aufs neue die Sonne, aber
bei der Weiterfahrt durch den Hürtgenwald dämmerte
es schon, und zu allem Überfluß kam noch
ein dichter Nebel auf, so daß die Reisegesellschaft
bald die Orientierung verlor.
Nach
Einbruch der Dunkelheit, gegen 20 Uhr, gelangte
sie jedoch schließlich von Jägerhaus
her nach Zweifall. Gleich im ersten Haus erkundigte
sich der Kutscher nach dem Namen des Ortes und nach
einem Gasthof. Man führte die von der Dunkelheit
überraschte Gesellschaft zum nächstgelegenen
Lokal von Wilhelm Drilling (heute Erben Metzenrath),
wo die Königin mit ihrer Begleitung abstieg
und um Quartier für die Nacht bat. Einer der
Diener wurde als reitender Bote nach Aachen entsandt,
um dem dort zurückgebliebenen Gefolge der Königin,
das schon in großer Sorge war, von dem Zwischenfall
zu berichten. In Zweifall aber verbreitete sich
an dem Sonntagabend die Kunde von dem hohen Besuch
wie ein Lauffeuer. Mehr und mehr Leute versammelten
sich vor der Wirtschaft Drilling, um die Königin
zu sehen, und diese zeigte sich auch mehrere Male
am Fenster ihres Zimmers und grüßte die
Dorfbewohner. Auch die Schützengesellschaft
erkannte ihre Stunde. Eiligst trat sie mit dem Ortsvorsteher
zur Beratung zusammen, und wenig später erschien
schon der Vorstand im Quartier der Königin
in voller Uniform und bot der hohen Frau Ehrenwache
für die Nacht und Geleit durch das Dorf an.
Beides wurde huldvoll entgegengenommen, und die
Schützenwache zog auf, während von Breinig
noch Musik geholt wurde.
Am
nächsten Morgen war die Königin schon
früh reisefertig, machte aber zunächst
in Begleitung der Schützen, mit denen sie sich
freundlich unterhielt, noch einen kurzen Gang durch
das Dorf. Dann bestieg sie ihren Wagen und verließ
unter dem Geleit der Schützen und der Musik
den Ort, nicht ohne sich am Ausgang des Dorfes mit
freundlichen Worten von den Schützen und den
vielen anwesenden Einwohnern zu verabschieden.
In
den nächsten Tagen stand das große Ereignis
in allen Zeitungen, und durch die Berichte gelangte
das Dorf für einige Zeit zu einer gewissen
Berühmtheit.
Zu
Fuß und mit Wagen strömten in den nächsten
Wochen Neugierige nach Zweifall, die das Dorf sehen,
die Wirtschaft kennenlernen wollten, in der eine
Königin übernachtet hatte.
Die
Schützengesellschaft erhielt über den
von der Königin bereits mündlich ausgesprochenen
Dank hinaus in den nächsten Tagen von der Königlichen
Regierung in Aachen noch folgendes Dankschreiben:
Ihre
Majestät, die Königin der Belgier, hat
durch die Aufmerksamkeit, welche die Schützengesellschaft
zu Zweifall Allerhöchstderselben während
ihres Aufenthaltes vom 5. zum 6. dieses Monats erwiesen
hat, Allerhöchst sich angenehm berührt
gefunden und mir aufgetragen, der Schützengesellschaft
Allerhöchst ihren verbindlichen Dank auszusprechen.
Aachen,
den 7. September 1880
Der
Regierungspräsident
Von
Hoffmann
Am
8. September kam die Königin wieder nach Zweifall,
um nochmals dem Wirt Wilhelm Drilling zu danken.
Sie überreichte eine Uhr als Geschenk, mit
der Bitte, diese im Gasthaus aufzustellen. Es war
eine Tafeluhr aus schwarzem Marmor mit einem Bronceaufsatz,
eine Jagdszene darstellend.
Außerdem gab die Königin in Einverständnis,
das Gasthaus von nun an Gasthof zur Königin
der Belgier zu nennen. Vierzig Jahre lang
hat das Gasthaus auf seinem Restaurationsschild
den Ehrentitel geführt; 1920 wurde das Schild
entfernt und der Name später geändert
in Gasthof zum Walde. Die Tafeluhr gelangte
durch Erbgang in den Besitz von August Schnitzler,
der ihr in seiner Gastwirtschaft einen Wandplatz
einräumte. Dort stand sie bis zum Zweiten Weltkrieg.
Bei der Brückensprengung 1944 wurde die Uhr
zerstört.
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Die
Jugend in der Bruderschaft
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Im
Jubiläumsjahr 1974 bestand die Jungschützengruppe
aus 9 Mädchen und 5 Jungen. Im Laufe der nächsten
Jahre reduzierte sich die Mädchengruppe, was
dazu führte, daß keine zusätzliche
Prinzessin ausgeschossen wurde.
Die
angeschaffte Prinzessinnenkette verschwand im Tresor.
Mitte
der 80er Jahre wurde wieder verstärkt auf jugendlichen
Zuwachs gebaut. Nach Herbert Krahe leitete Hans-Gerd
Braun bis 1989 die Jugend der Bruderschaft. Danach
übernahm Rolf Hansen das Amt des Jungschützenführers.
Anfang
der 90er Jahre konnte die Bruderschaft mit bis zu
17 Jugendlichen bei den Wettkämpfen auf Bezirksebene
mit großem Erfolgen aufwarten. Besonders im
Freihandschießen der Bezirksjugend stellten
die Zweifaller des öfteren den Sieger.
1990
schoß Stefan Krings beim Prinzenschießen
zum 2. Mal nach 1985 den Vogel ab. Im Frühjahr
1991 konnte er dann den Titel des Bezirksprinzen
nach Zweifall holen. Somit konnte beim Bezirksjungschützentag
1991, der von unserer Bruderschaft ausgerichtet
wurde, mit Stefan erstmals ein Bezirksprinz aus
Zweifall gestellt werden.
Beim
Diözesan-Jungschützentag in Beek konnte
er diesen Erfolg leider nicht wiederholen. Dafür
wurde seine Nachfolgerin Nicole Müller im folgenden
Jahr Bezirksprinzessin und in folgendem auch Diözesianprinzessin.
Ein
großer Erfolg für den Bezirk Stolberg
und die Zweifaller Schützenbruderschaft, da
dies nach langer Zeit wieder der erste Diözesantitel
war.
1995 errang Ralf Schweitzer die Prinzenwürde
und konnte mit deutlichen Abstand bei den Bezirksmeisterschaften
im März 1996, auch den Titel des Bezirksprinzen
erringen.
Wie
man sieht befinden sich in der Jugend sehr gute
Schützen. Sie haben deshalb auch bei den Rundenwettkämpfen
im Bezirk einen festen Platz in den Mannschaften.
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Das
Hahneköppen |
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Leider
gibt es keine genauen Überlieferungen, seit
wann die Schützenbruderschaft das Hahneköppen
veranstaltet. Wahrscheinlich gab es diese Tradition
schon vor dem 2. Weltkrieg aus der Zeit der französischen
Besatzung
Im
Jahre 1976 wurde eine besondere Kette für den
jeweiligen Hahnenkönig angeschafft. Die Hahnenkönige
vor diesem Zeitpunkt sind leider nicht mehr genau
zu ermitteln.
Da
das tradtionelle Hahnenköppen , insbesondere
der Hahnenball, immer weniger besucht wurde und
es auch sehr schwierig wurde, einen Hahnenkönig
zu finden, beschloß man 1996, die Regularien
zu ändern. Vorher wurde der jeweilige Hahnenkönig
durch ein 4köpfiges Gremium der Schützen
ausgesucht. Dieser wurde dann von seiner Wohnung
nach dem Hahnenköppen, das nur durch die Schützenmit-glieder
erfolgte, abgeholt und mit großem Gefolge
zum Hahnenball geleitet.
Die
neue Regelung besagte, daß statt der Schützen
jeder ab 18 Jahre beim Hahnenköppen teilnehmen
konnte. Hahnenkönig wurde derjenige, der den
Kopf abgeschlagen hat.
Statt
einer Ballveranstaltung wurde eine Freiluftveranstaltung
im "Huck" mit Bierstand organisiert. Dies
hat großen Anklang bei der Bevölkerung
gefunden, so daß diese Regelung beibehalten
wurde
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